Pfarrkirche der Darstellung der Heiligen Jungfrau Maria

Wenn ich zurückblicke, sehe ich, wie der Weg meines Lebens durch die örtliche Umgebung, durch die Pfarrei, durch meine Familie, mich zu einem Ort geführt hat, zum Taufbecken in der Pfarrkirche in Wadowice. An diesem Taufbecken wurde ich am 20. Juni 1920 in die Gnade der Gottessohnschaft und des Glaubens an meinen Erlöser, in die Gemeinschaft seiner Kirche aufgenommen.

                                                                               Johannes Paul II.

In der Kirche der Darstellung der Jungfrau Maria empfing Karol Wojtyla seine ersten Sakramente. Hier, am Taufbecken in der Kapelle der Heiligen Familie, wurde er 33 Tage nach seiner Geburt – am 20. Juni 1920 – auf den Namen Karol Józef getauft. Die Taufe des zukünftigen Papstes wurde vom Militärkaplan Pater Franciszek Żak durchgeführt. Seine Taufpaten waren Emilias Schwager, Józef Kuczmierczyk, und ihre Schwester Maria Wiadrowska. In dieser Kirche empfing er seine erste heilige Kommunion und seine Firmung. Er diente hier auch als Messdiener.

Auf dem Foto vom Tag seiner Erstkommunion ist Karol sehr traurig, denn einen Monat vor der Feier, die auf den 26. Mai fiel, starb seine Mutter (13. April). Die Trauermesse fand in der gleichen Kirche statt. Angesichts einer solchen Tragödie wurden die Vorbereitungen für diesen besonderen Tag weniger wichtig, und die Kommunionkleidung für Karol wurde erst in letzter Minute fertig. Einige Tage vor der Zeremonie ging man Schuhe kaufen, jedoch waren die für Jungs schon ausverkauft und es mussten Mädchenschuhe mit Riemen gekauft werden, die Lolek am Tag der Kommunion trug. Nachdem er dieses wichtige Sakrament empfangen hatte, engagierte sich Karol jeden Morgen bei der Messe als Messdiener. Auch wenn er keinen Dienst hatte, kam er in die Kirche, um zu sehen, ob niemand fehlt, um ihn zu vertreten. Mit der Zeit wurde er zum „Chef“ der Messdiener gewählt, und als der Pater Kazimierz Figlewicz die Pfarrei verließ, verabschiedete sich Karol im Namen aller Messdiener von seinem Mentor.

Ein besonderer Ort in der Pfarrkirche war und ist die Seitenkapelle Unserer Lieben Frau von der Immerwährenden Hilfe, in die sich die Schüler der Mittelstufe am Morgen vor dem Unterricht begaben. Am Nachmittag, nach dem Unterricht, ging dieselbe Schülerprozession zum Gebet in die Kirche.

In dieser Kirche empfing Karol am 3. Mai 1938 aus den Händen des Kardinals Adam Sapieha das Sakrament der Firmung. Während des Besuchs des Kardinals in der Schule hielt Karol die Willkommensrede im Namen der Schulgemeinschaft. Die Rede machte großen Eindruck auf den Gast, weil der junge Mann lateinische Zitate einflocht. Der Erzbischof fragte den Katecheten Pater Edward Zacher: „Wer ist dieser junge Mann und welches Studium hat er vor?“  Der Katechet antwortete: „Das ist Karol Wojtyła und er wird Polonistik studieren.“ Daraufhin antwortete der Kardinal: „Schade, dass nicht Theologie.“ Dies waren prophetische Worte, denn acht Jahre später, 1946, weihte Kardinal Sapieha Wojtyła zum Priester.

In diesem Gotteshaus feierte Pater Karol Wojtyła seine Primizmessen (zur Priesterweihe – 1946, zur Bischofsweihe – 1958, zur Erzbischofsweihe – 1964, zur Kardinalsweihe – 1967) und besuchte die Gemeinde bereits als Bischof von Krakau. An seinem fünfzigsten Geburtstag besuchte er die Kapelle Unserer Lieben Frau von der Immerwährenden Hilfe, und im selben Jahr, am Jahrestag seiner Taufe, feierte er eine feierliche Messe und weihte drei neue Glocken: „Maria“, „Karol“ und „Joseph“. Als Papst Johannes Paul II. pilgerte er bei allen seinen drei Besuchen in Wadowice zu dieser Kirche: 1979, 1991 und 1999. 1992 verlieh der Heilige Vater der Kirche in Wadowice den Titel einer Kleinen Basilika. Im Jahr 2011, sechs Jahre nach dem Tod des Papstes, wurden seine Reliquien in der ihm gewidmeten Kapelle beigesetzt.