Ehemalige Karol Hagenhuber - Konditorei

Und dort gab es eine Konditorei. Nach dem Abitur gingen wir Sahnetorten essen. Dass wir das aushielten ..., alle diese Sahnetorten nach dem Abitur…

                                                                             Johannes Paul II.

Vor dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1936, eröffnete Karol Hagenhuber seine Konditorei an der Ecke des Marktplatzes, Nummer 15. Er war ein Wiener, der aus Brzesko nach Wadowice gekommen war. In der kleinen Stadt östlich von Krakau liefen die Geschäfte für ihn nicht gut, weil es an Kunden mangelte. In Wadowice hingegen, einem blühenden Verwaltungs-, Justiz-, Militär- und Bildungszentrum, gab es gute Chancen, breite Kundschaft anzulocken. Der Zuckerbäcker brachte das Geheimnis des Sahnetortens mit, das bei den lokalen Feinschmeckern schnell Anerkennung fand. Hagenhubers Konditorei, im Stadtzentrum eröffnet, wurde bald zu einem für seine ausgezeichneten Konditoreiprodukte bekanntem  Unternehmen.

Halina Królikiewicz-Kwiatkowska, eine Freundin von Karol Wojtyła aus dem Amateurtheaterverein, beschrieb Hagenhubers Sahnetorten als köstlich. Sie bestanden aus zwei Schichten zart schmelzenden Blätterteigs, mit einer wunderbaren gelben Crememasse gefüllt, leicht und fluffig, mit zartem Vanillegeschmack. Im Gegensatz zu den Gerüchten enthielten sie keinen Tropfen Alkohol, und ein Stück kostete fünfzehn Groschen.

Karol Wojtyła war mit dem Sohn des Konditoreibesitzers, ebenfalls Karol, befreundet. Beide Jungen besuchten dasselbe Gymnasium in Wadowice, allerdings nicht dieselbe Klasse. Karols Hagenhubers Vater, der stark in das kulturelle Leben der Stadt engagiert war, machte für die Schüler, die an Theateraufführungen teilnahmen, mit seiner Sammlung von Schnurrbärten und Bärten sowie Klebstoff, Maske. Die Kunst des Bühnenschminkens soll er in seiner Heimatstadt Wien erlernt haben, wo er an der Oper arbeitete, und die Geschicklichkeit, mit der er seine Kreationen in Wadowice vorführte, erregte die Bewunderung der örtlichen Bevölkerung.

Ab 1937 setzte sich bei den Absolventen des Wadowicer Gymnasiums ein neuer Modetrend durch. Nachdem sie ihr Abitur glücklich bestanden hatten, gingen sie zur Feier des Tages in die nahe gelegene Konditorei. Auch die Absolventen des „päpstlichen“ Jahres gingen, Sahnetorten zu essen. In Hagenhubers Café wurde eine Wette abgeschlossen, wer die meisten Sahnetorten essen wird. Lolek wettete, dass er mindestens 10 Sahnetorten essen würde und konsumierte… fünf mehr, woraufhin er sich jedoch unwohl fühlte. Weil sein Magen weigerte zu gehorchen, belegte Wojtyła den zweiten Platz in diesem Wettbewerb und überließ seinem Kollegen aus Kalwaria Zebrzydowska den ersten Platz auf dem Podium. Viele Jahre später, am 16. Juni 1999, erinnerte der Papst Johannes Paul II. auf dem Marktplatz in Wadowice mit seinem berühmten Lächeln an den Wettstreit, der sich entwickelte. Daraufhin beschlossen die örtlichen Bäcker und Konditoreibesitzer, ihre eigenen Versionen dieses Sahnetortens anzubieten.

„Diese“ berühmte Konditorei wurde bereits 1945 geschlossen, und heute kann man die „päpstliche Köstlichkeit“ in jeder Konditorei in Wadowice probieren.